"Der Film besticht durch seine einfache Idee und ihre kurze und prägnante Durchführung. Vor schwarzem Hintergrund entwickelt sich scherenschnittartig ein fließendes Spiel der Finger, Hände und Arme. Die durch Computeranimation vervielfältigten Elemente deklinieren alle grafischen Möglichkeiten im Rhythmus einer Musik, die einen Hauch von Hollywood verströmt"
Jurybegründung Prädikat "Besonders Wertvoll"
Deutsche Film- und Medienbewertung
"Busby Berkelys kaleidoskopartigen Bilder und Choreographien aufgreifend, vollführen in Henckel-Donnermarcks Animation tanzende Hände, Arme und Finger ein opulentes, ornamentales Ballett, das durch die simple Schönheit seiner Form überzeugt... „Busby“ ist vor dem Hintergrund der Mitte/Ende der 90er Jahre vorherrschenden Stils synästhetischen Videos zu betrachten: Synästhetisches Video benutze in erster Linie mit visuelle Versatzstücke urbanen Lebens oder zog sich auf eine gänzliche abstrakte Bildsprache zurück. „Busby“ stellt das genaue Gegenstück zu diesen dominanten Bilderwelten dar: Der bewusste Rückgriff auf alte Musik und eine klassische Bildkomposition macht „Busby“ zu einem eigenständigen Werk, das in der Folge einige Nachahmung fand."
www.nif-fo-gunx.de
AWARDS
Best Debut Film @ Animationfestival Hiroshima
Best Video @ Elida Faberge Prize
Best Music Video @ Mecon New Talent Award
Wand5 Award @ Filmwinter Stuttgart
nominated for Prix Ars Electronica 1997
nominated for Internationaler Videokunstpreis 1997
Special Prize @ Lesbisch-Schwule Filmtage Hamburg
Special Mention @ Preis der Deutschen Filmkritik
Special Mention @ Siena International Short Film Festival
Certificate of excellency by the Deutsche Film- und Medienbewertung
"Daily Transformations, tägliche Wandlungen, nannten der österreichische Komponist Clemens Gadenstätter, die Video-Regisseurin Anna Henckel-Donnersmarck und die Autorin Lisa Spalt ihre „belebte Installation“. Sie gestalteten eine Architektur aus Instrumenten und drei Leinwänden (...). Aus Lesung, Musiktheater und Bewegtbild entstand ein wie lebendig wirkender und wuchernder Klangorganismus, in dem Sprache, Bild und Musik, Komposition, Improvisation und Interpretation samt deren Weiterverarbeitung engstens miteinander verwoben wurden."
Auszug aus "Von Weltrettern und einem fatalen Marsch - Das Stuttgarter Festival Eclat 2018"
NMZ, Andreas Kolb, 4.2.2018
Ein monatelanges kollektives Experiment zwischen Film, Literatur und Komposition wird in einer Video-Text-Konzertinstallation erstmals präsentiert. Laufen im Park, eine Achterbahnfahrt, kleine Gesten – drei Alltagsbeobachtungen werden zum Ausgangspunkt einer poetischen, dramatischen und utopischen Reise in das menschliche Wahrnehmungs- und Empfindungsvermögen. Sprache verändert das Hören verändert das Sehen verändert das Verstehen von Sprache etc.
Der Falter
Auszug aus dem Dossier "Museum der Gefäße / Positionen", Berlin 2014
"Lassen sie uns mit dem Film „Gießen_Schenken“ beginnen, der ein Teil einer größeren Medieninstallation war. Im Film sieht man, wie ein präkolumbisches Gefäß mit Wasser befüllt und wieder ausgegossen wird. Wie haben sie als MuseumsexpertInnen den darin gezeigten Umgang mit einem Ihrer Objekte aufgefasst?
Uta Rahman-Steinert: Ich fand das die gelungenste der Stationen im Rahmen der Ausstellung, weil sie einen hohen ästhetischen Reiz hatte und dem Gefäß eine andere Aura verlieh. Es hat einen Unterschied gemacht, ob ich das Objekt einfach nur in der Vitrine stehen habe oder ob ich es in dieser Bewegung sehen kann – das ist nicht bei allen anderen Stationen gleichermaßen gelungen, aber dort schon...
...Peter Junge: Auch ich finde das den gelungensten Teil des Projekts, dem ich ansonsten sehr skeptisch gegenüber stehe. Ich glaube aber nicht, dass es den Gebrauch zeigt, weil wir den ja gar nicht kennen – wahrscheinlich war die Keramik eine Grabbeigabe oder ein Musikinstrument. Es wird hier eine mögliche Dimension, eine zusätzliche Interpretation des Objekts gezeigt. Und das finde ich sehr schön, mit dem Objekt mal was zu tun, was wohl noch nie jemand getan hat: es mit schwarzen Handschuhen in die Hand zu nehmen und destilliertes Wasser durchlaufen zu lassen. Es ist also eine ganz synthetische Situation (im vorkolumbischen Peru hatte man auf keinen Fall destilliertes Wasser) – die dadurch spannend ist, weil sie eine ästhetische Form bekommt.
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...Rahman-Steinert: Das Video hat das erfüllt, was eine Intervention können muss: es hat die Aufmerksamkeit der Besucher auf dieses Objekt gelenkt und sie haben möglicherweise genauer hingeschaut als es üblicherweise so ist, wenn man an einer Reihe von Vitrinen mit ähnlichen Objekten entlangläuft und gar nicht mehr genau hinsieht. Hier passierte mal was anderes.
Martin Heller: Ich kann dem nur zustimmen. Es ist bezeichnend, dass gerade diese Videointervention in unseren Planungsdiskussionen immer wieder positiv zitiert wird. Sie bringt keine natürliche Umgebung ins Spiel; die erwähnte synthetische Qualität bewirkt, dass die Gefäße, die gezeigt werden, plötzlich etwas anderes sind als nur Museumsobjekte."
Email einer Museumsmitarbeiterin:
"Ich möchte kurz sagen, dass mir die "Gieß-Installation" total gut gefällt. Ich bleibe jedesmal, wenn ich daran vorbeikomme, stehen und erfreue mich daran. Für mich ist das die schönste Intervention der zahlreichen kleinen Projekte! Auch Kollegen und Besucher sind fasziniert."
"Während hinten eine kalte Schneelandschaft auf den wie beiläufig gestellten Projektionsschirmen erscheint, nehmen die Tänzer wieder die angewandelten Bewegungen auf, die wie ein Echo von einem zum anderen hallen..... ...Die auf der Rückwand zu lesenden Auszüge aus Marcel Prousts Romanwerk widmen sich in gleicher Weise der Erinnerung wie der gesteigerten Gegenwartserfahrung; bekanntlich ist die „Suche nach der verlorenen Zeit“ genau dieser Frage gewidmet. Und die nonchalanten, ja naiven Zeichnungen im Stile der ligne claire belgischer Tradition („Tim und Struppi“), mit denen Anna Henckel-Donnersmarck visuelle Kommentare einspielt, unterstreichen jenen spielerischen Charakter des Geschehens, der subtile Innerlichkeit mit theatraler Stringenz verbindet."
"Tanz mit Proust" von Franz Anton Cramer
corpus internet magazin für tanz choreografie perfromance, 19.11.2009
"Die Inszenierung dieser besonderen Idee im Rahmen der HIFA–Preisverleihung kam gut an. Die Kombination aus Ausstellung und medialer Präsentation der Biografien aller drei Finalistinnen wurde von den Gästen als erfrischende Abwechslung zu den herkömmlichen Catwalkshows wahrgenommen. "
HESSNATUR MAGAZIN
Auszug aus der Rede des Kurators Johannes Auer anlässlich der Ausstellungseröffnung
Galerie B, Stadtbibliothek Stuttgart, 2015
"Die Anfangssequenz des Video, das gleichzeitig auf den 16 Monitoren der Galerie b gezeigt wird, zeigt den Schatten des Wortes Willkommen, den die so beschriftete Eingangstür der Stadtbibliothek Stuttgart auf die Wand des Vorraumes wirft, während diese Tür zuschwingt (...)
Anna Henckel-Donnersmarcks Film ist in keiner Weise immersiv, das Willkommen steht nicht für ein sich Verlieren im Bilderrausch, das Willkommen ist vielmehr eine Einladung zur Reflexion über Lesen, Filmen, den Ort Bibliothek. Und Reflexion braucht immer die Distanz, den Blick von Außen, die Übersicht.
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Anna Henckel-Donnersmarck war mehrere Tage in der Stadtbibliothek Stuttgart unterwegs und hat Alltägliches aufgezeichnet. Aber nicht überwachend interpassiv sondern auswählend aktiv. Durch ihre Aufmerksamkeit entsteht Bedeutsamkeit. Das Material des Alltäglichen wird zum Baustoff eines Gedankenraumes eines Archivs, der die Bibliothek bildlich neu erschafft. Das letzte Zitat in Annas Film stammt von Borges und lautet: "Jemand setzt sich zur Aufgabe, die Welt abzuzeichnen. Im Laufe der Jahre bevölkert er einen Raum mit Bildern von Provinzen, Königreichen, Gebirgen, Buchten, Schiffen, Inseln, Fischen, Behausungen, Werkzeugen, Gestirnen, Pferden und Personen. Kurz bevor er stirbt, entdeckt er, dass dieses geduldige Labyrinth aus Linien das Bild seines eigenen Gesichtes wiedergibt". Annas wunderbares Video zeigt ihr Gesicht, ihre Interpretation der Bibliothek als Auswahl, als Gedankenraum, durch den wir Fremde schreiten und sehen dürfen."
"Am meisten Spiel und Spaß vermittelte das Projekt "Listen to play". Es begann mit einem Countdown und setzte sich fort mit einer Art musikalischer "Stillen Post". Drei Musiker des Ensemble Modern übten acht rhythmisch komplizierte Takte nach den ihnen vorgelegten Noten ein und gaben diese dann an drei neu hinzukommende Musiker mit anderen Instrumenten vorspielend weiter. Diese imitierten ohne Noten das Gehörte und gaben es so wiederum an die Nächsten weiter. Das war witzig und als Einblick in eine musikalische Übung lehrreich zugleich. In einem weiteren Spielblock konnten die Besucher im Foyer jeweils zwei Musikern kleine bereitliegende Notenschnipsel, Phrasen von wenigen Takten, durcheinandergewürfelt zum Vorspielen vorlegen. Das ergab im Gesamtklang natürlich eine wilde Kakophonie."
FAZ / Rhein-Main / Kultur S.34 / 28.5.2018